Samstag, 6. April 2024

Inge von Wangenheim

Inge von Wangenheim im Moskauer Exil, 1930er Jahre


Inge von Wangenheim wurde 1912 als Tochter einer Konfektionsarbeiterin in Berlin geboren. Sie besuchte das Chamisso-Lyzeum und wurde dann Schauspielerin im Piscator-Kollektiv und der Truppe 1931. 1930 trat sie der KPD bei. Von 1933 bis 1945 war sie in der Emigration. Über Belgien und Frankreich gelangte sie in die UdSSR. Dort arbeitete sie in Moskau als Schauspielerin, Journalistin und Redakteurin. Sie spielte unter anderem neben Bruno Schmidtsdorf die Hauptrolle des 1935/36 in Moskau gedrehten antifaschistischen Films Kämpfer unter der Regie ihres Mannes Gustav von Wangenheim. 1941 wurde sie nach Kasan und später ins usbekische Taschkent evakuiert. Ab 1943 hielt sie sich wieder in Moskau auf, wo sie als Redakteurin für das Nationalkomitee Freies Deutschland arbeitete.

Nach ihrer Rückkehr 1945 aus der Emigration war sie Schauspielerin und Regisseurin am Deutschen Theater, an der Bühne Fritz Wistens, bei der DEFA und beim Fernsehen der DDR. Auch als Journalistin betätigte sie sich. 1946 trat sie der SED bei und engagierte sich in den folgenden Jahren im Bund Deutscher Volksbühnen, gab die Zeitschrift "Volksbühne" heraus und war weiter als Schauspielerin und Regisseurin tätig.

Schriftstellerisch betätigt sie sich seit 1950. Sie schrieb Romane, Reiseberichte, Essays, Anekdoten und Erinnerungen, für die sie mit dem Nationalpreis für Kunst und Literatur der DDR geehrt wurde. In Romanen schrieb sie über die Aufbauphase der DDR (zum Beispiel mit "Am Morgen ist der Tag ein Kind" eine Schilderung des Aufstands vom 17. Juni 1953 aus SED-Perspektive). Erwähnenswert sind vor allem ihre Erinnerungen an die Zeit im sowjetischen Exil ("Mein Haus Vaterland" und "Auf weitem Feld"). Dass das Exil auch Schattenseiten hatte, darüber schwieg sie beharrlich.

Sie war Vorstandsmitglied des Schriftstellerverbandes der DDR. 

Nach der Scheidung von ihrem Mann lebte sie ab 1961 in Rudolstadt und ab 1974 in Weimar, ab 1960 in einer lesbischen Beziehung.

Inge von Wangenheim starb am 6. April 1993 in Weimar. 


Professor Hudebraach



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